Wie oft trinkt man Ayahuasca? Wie viele Ayahuasca-Zeremonien werden empfohlen?

Mehr, mehr, mehr- die westliche Mentalität und Spiritualität

Ayahuasca kann eindrucksvolle Momente, transformative Durchbrüche und ein tiefes Verständnis für das eigene Leben bieten. Diese Erfahrungen wecken oft den Wunsch in uns, sich immer wieder mit Ayahuasca zu verbinden und noch tiefere Einsichten zu gewinnen.

Zu Beginn meiner Ayahuasca-Reise nahm ich an einer Zeremonie teil, bei der ich mich tief mit mir selbst verband. Gegen Ende der Zeremonie sah ich eine Freundin zum Altar gehen. In diesem Moment dachte ich: “Wenn sie mehr trinken kann, dann kann ich das auch.” Eine tiefe Neugier packte mich – ich wollte wissen, was als Nächstes geschehen würde.

Schließlich bat sie nur um Hapey, aber da ich schon auf dem Weg zum Altar war, dachte ich mir: “Warum nicht?” 

Diese Entscheidung führte zu einer der härtesten und schwierigsten Erfahrungen, da ich stundenlang erbrechen musste.In gewisser Weise war ich gierig nach mehr Bewusstsein gewesen- ich wollte immer mehr und ich bekam meine Lektion.

In den tiefen Momenten ihrer spirituellen Reise verspüren Teilnehmer manchmal den Wunsch, mehr zu trinken. In solchen Situationen rate ich ihnen, darauf zu achten, dass dieser Wunsch nicht aus bloßer Neugierde entsteht, sondern aus einem tiefen Bedürfnis der Heilung heraus.

Das gilt sowohl für die Anzahl der Becher, die man während einer Zeremonie trinkt, als auch für die Entscheidung, an weiteren Zeremonien teilzunehmen.

Generell hat sich meine Verbindung zu Ayahuasca verändert, als ich aufhörte, nach dem Mysterium zu suchen oder den nächsten Durchbruch zu erlangen. Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, mich tiefer mit mir selbst zu verbinden und Harmonie in mein Leben zu bringen. In gewisser Weise wurde ich demütig und erkannte, dass es nicht darum geht, wie weit man gehen oder was man erforschen kann, sondern vielmehr darum, wie sehr man mit sich selbst im Einklang ist.

Was ist die Meinung der Indigenen zu der Frage, wie viele Ayahuasca-Zeremonien man braucht?

Interessanterweise besteht die indigene Sichtweise darin, mehr Medizin zu trinken und an mehr Zeremonien teilzunehmen. Sie glauben, dass man sich dadurch tiefer mit dem Geist von Ayahuasca verbindet, der einen heilt, leitet und schützt.
Meiner Meinung nach ist es bei diesem Thema wichtig, die kulturellen Hintergründe zu berücksichtigen. Wenn du im Amazonasgebiet lebst, hast du ein kulturelles Erbe und eine Verbindung zu Ayahuasca, die sich stark von der eines Menschen aus dem Westen unterscheidet.

Ayahuasca: Ein Weg zu persönlichem Wachstum und Selbstentdeckung

Neben der Heilung kann ein weiteres Ziel das persönliche Wachstum sein – was mir sehr am Herzen liegt. In unserem Leben gibt es immer Bereiche, in denen wir uns verbessern können, Dinge, die wir korrigieren sollten, und blinde Flecken (Aspekte, derer wir uns nicht einmal bewusst sind), bei denen es sich lohnt, genauer hinzusehen.

Für mich steht das Trinken von Ayahuasca stark im Zusammenhang mit persönlichem Wachstum und Selbstreflexion. Es hat mir enorm geholfen. Ich fühle mich tief mit mir selbst verbunden und bemerke, wie der innere Widerstand in mir nachlässt. Darüber hinaus habe ich eine tiefere Wertschätzung für das Leben im Allgemeinen entwickelt und die Fähigkeit erlangt, meinem Weg zu vertrauen, ohne ihn kontrollieren zu wollen.

Durch das regelmäßige Trinken von Ayahuasca kannst du eine tiefere Verbindung zu dieser Medizin aufbauen und dabei intensiver in dein Inneres eintauchen. Du wirst erkennen, was der wahre Grund dafür ist, warum du Ayahuasca trinkst. Der Schlüssel dabei ist, ehrlich zu dir selbst zu sein.

Nutzt du Ayahuaca als Hilfsmittel oder als Flucht?

Wenn jemand mehr als 20 Mal im Jahr Ayahuasca trinkt, ist es eine berechtigte Frage, ob das wirklich eine Hilfe ist oder der Versuch, aus der Realität zu entfliehen. Lass uns dieses Szenario genauer betrachten:

Wie läuft deine Zeremonie des Lebens? Das ist der Kompass dafür, wie viele Ayahuasca-Zeremonien du benötigst und wie gut es dir geht

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass wir an einer Zeremonie teilnehmen, um unser Leben zu verbessern. Am Ende zählt, wie deine Zeremonie des Lebens verläuft…

• Bist du im Einklang mit dir selbst?
• Wie ist die Beziehung zu deinem Partner, deiner Familie und deinen Freunden?
• Wie steht es um deine Beziehung zu Geld, Arbeit und der Umwelt?

Diese Faktoren sagen viel mehr darüber aus, wie “erleuchtet” oder “spirituell entwickelt” du bist, als die Anzahl der Male, die du Ayahuasca getrunken hast.

• Und was tust du in deinem Alltag, um dich in diesen Bereichen zu verbessern? 

• Hast du den Mut, die schwierigen Gespräche zu führen, die für deine Heilung notwendig sind? Verzichtest du auf die einfachen Wege und wählst stattdessen den unkonventionellen Pfad, der dich zu deinen wahren Zielen führt?

Und wenn nicht, warum?

Beruhigst du dich selbst mit dem Gedanken, dass du innere Arbeit leistest, weil du Ayahuasca trinkst? Du fühlst dich im Einklang und erfährst Selbstliebe. Doch spiegeln dein äußeres Leben und deine Beziehungen das wirklich wider?

Wie viel davon integrierst du wirklich in dein Leben?

Du hattest eine kraftvolle Zeremonie. Jetzt ist es an der Zeit, die Lektionen, die du erhalten hast, in deinem Alltag umzusetzen. Jetzt beginnt erst der schwierige Teil.

• Jetzt geht es darum, Gewohnheiten loszulassen, die dir nicht mehr dienen, unangenehme Gefühle auszuhalten und den Mut zu haben, die Maske abzulegen und authentischer zu sein
• Dir selbst zu vertrauen und Nein zu Menschen und Dingen zu sagen, die dir zwar Vorteile bringen, aber von denen du tief in dir weißt, dass sie nicht mit dir im Einklang sind
• Kannst du ruhig bleiben, wenn ein Trigger auftaucht, und bewusst reagieren statt impulsiv?
• Hast du den Mut, deiner Intuition und inneren Stimme zu vertrauen und dem Weg deines Herzens zu folgen, auch wenn es deinem logischen Verstand widerspricht?
• Entschuldigst du dich bei Menschen, denen du Unrecht getan hast und verzeihst denen, die dir Unrecht getan haben?

Hier beginnt die wahre Veränderung. Je mehr du nach diesen Prinzipien lebst, desto mehr wird sich dein Leben verbessern. 

Vielleicht verspürst du den Ruf, erneut Ayahuasca zu trinken, weil die Themen doch komplexer sind, als sie im Moment der Klarheit während der Zeremonie erschienen. Das ist völlig in Ordnung. Doch es ist entscheidend, sich daran zu erinnern, warum wir Ayahuasca trinken, und die notwendige innere Arbeit auch im alltäglichen Leben nach der Zeremonie fortzusetzen.

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Entwicklung eines spirituellen Egos:

Es ist leicht, in die Falle des spirituellen Egos zu tappen. Auf eine gewisse Weise fühlt man sich überlegen, weil man Ayahuasca trinkt und innere Arbeit leistet. Es gibt Menschen, die damit prahlen, wie oft sie schon Ayahuasca getrunken haben, und betrachten sich selbst als “fortgeschrittener” auf ihrem spirituellen Weg.

In Wirklichkeit ist das ein Abwehrmechanismus. Diese Menschen wollen sich überlegen fühlen, weil etwas in ihnen sie minderwertig fühlen lässt. Sie brauchen äußere Bestätigung, um ihre vermeintliche Überlegenheit zu beweisen. Dies kann sich darin äußern, dass sie sich selbst als großartig darstellen, betonen, wie viel sie geheilt haben, und hervorheben, welche schwierigen Situationen während der Zeremonien sie bereits durchgestanden haben.

Eckhart Tolle erzählte von Begegnungen mit Menschen, die den Großteil ihres Vermögens verschenkt hatten, aber dennoch ein größeres Ego besaßen als diejenigen, die in einem 9-5-Job arbeiteten. Wenn sich also jemand anderen gegenüber überlegen fühlt, nur weil er sich auf einer spirituellen Reise befindet oder häufig Ayahuasca getrunken hat, liegt noch sehr viel innere Arbeit und Heilung vor dieser Person. 

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„Spiritual bypassing“ durch Ayahuasca

Die Definition von „spiritual bypassing“ lautet: „die Tendenz, spirituelle Ideen und Praktiken zu nutzen, um ungelöste emotionale Probleme, psychologische Wunden und unvollendete Entwicklungsaufgaben zu umgehen oder zu vermeiden.“

Dies kann auf eine Weise geschehen, die für alle offensichtlich ist, außer für die Person, die es praktiziert. In diesem Fall ist es wichtig, eine Gemeinschaft zu haben, die bereit ist, dir das zu sagen, was du hören musst, anstatt dem, was du hören möchtest.

In welcher Phase deines Lebens befindest du dich?

Generell ist es sehr schwer, ein Leben zu führen, in dem man viel Ayahuasca trinkt. Vor allem wegen des begrenzten Zugangs im Westen. Man müsste in Südamerika leben.
In der Regel befinden sich Menschen, die viel Ayahuasca trinken, in einer sehr schwierigen Lebensphase. Sie erholen sich von einem Burnout, Drogenmissbrauch, wollen tiefsitzende Kindheitstraumata heilen, oder andere belastende Themen verarbeiten.
Nach einer Weile werden sie auf natürliche Art und Weise von der Medizin „weggezogen“. Sei es ein neuer Job, ein neuer Partner oder eine andere Lebenssituation, die es der Person erschwert, weiterhin an einer Vielzahl von Zeremonien teilzunehmen.
Betrachtet man die Situation dieser Person rückblickend, erkennt man, dass sie unbewusst eine große Menge Ayahuasca benötigte, um tiefe Wunden zu heilen. Auch wenn es von außen betrachtet so erschien, als würden keine Veränderungen stattfinden und die Person nicht im Leben vorankam- in Wirklichkeit baute sie vielleicht ein neues Fundament auf.
Es ist sehr schwer, von außen objektiv zu beurteilen, was für einen anderen Menschen das Beste ist. Wir wissen nie, welche verrückten Wendungen das Leben für uns bereithält.

Warum trinkst du Ayahuasca?

Am Ende läuft es immer auf folgende Frage hinaus: Warum trinkst du Ayahuasca? Was ist deine Absicht mit der Medizin?

Trinkst du einfach nur um des Trinkens willen?
Suchst du nach einer Abkürzung für deine Probleme?
Weil das Leben sich immer schwieriger gestaltet, als du denkst, und du endlich die Antwort finden willst?

Tue es und finde heraus, was du aus dieser Erfahrung für dich gewinnen kannst. Welche Botschaft Ayahuasca für dich bereithält. Und habe die innere Weisheit, sie zu verstehen. 

Wo liegt die Grenze von Ayahuasca?

Ayahuasca ist eine Medizin, die uns mit uns selbst verbindet, und die Grenze von Ayahuasca ist die Grenze unseres eigenen Selbst. Das Maß, in dem wir uns selbst erlauben, in unser Inneres zu blicken. Das Maß, in dem wir offen und ehrlich mit uns selbst sind.

Die Frage, die du dir stellen solltest, ist also: Bist du wirklich bereit für die Veränderung, nach der du suchst, oder hältst du unbewusst noch an deiner alten Persönlichkeit, die du nicht loslassen möchtest?

Denke daran, die Medizin bist du. Es geht darum, sich mit deinem Herzen zu verbinden und den Mut aufzubringen, deiner inneren Stimme zu folgen. Das ist das Wichtigste. Wie oft du Ayahuasca trinkst, um diese Verbindung herzustellen, ist zweitrangig.